Jugend- & Schularbeit
Entwicklung des Schulwesens
Früher hatte man eine ganz andere Auffassung von Bildung, als wir sie heute in unserer Industriegesellschaft haben. Mit der zweiten wissenschaftlich-technischen Revolution, zu Beginn des 19. Jahrhunderts christalisierte sich unsere heutiges Verständnis einer modernen Bildung heraus. Fehlen der Lese- und Schreibfähigkeit war im Mittelalter nicht gleichbedeutend Unbildung. Analphabetentum und Bildung schlossen sich also zu jener Zeit nicht aus.
Die Germanen beispielsweise bevorzugten eine schriftlose Bildung. So auch in unserer Gegend - in Westfalen. Hauptaspekt der germanischen Bildung war die Erziehung zur Pflege und damit zur Einhaltung sittlicher Normen, welche im religiösen Empfinden der Germanen (Götterglauben) tief verankert waren. Dazu gehörte auch die Erziehung zur Treue.
Im römischen Reich dagegen gehörte zur Bildung der Oberschicht Lesen und Schreiben untrennbar dazu.
In unserer Gegend stießen beide Kulturen, insbesondere während der Zeit der Völkerwanderung, aufeinander. Die Germanen kamen so mit der orientalischen, jüdischen und griechischen Schriftkultur in Berührung.
Im Westen des ehemaligen Imperium Romanum war der Stamm der Franken als beherrschend hervorgegangen. Von großer Bedeutung für die Zukunft von Mitteleuropa war der Frankenkönig Chlodwig (466-511), welcher 498/499 den katholischen Glauben annahm. Fortan sollte die lateinische Messe und die auf Rom konzentrierte Verehrung der Apostel Kern der europäischen Kultur des Mittelalters werden. Das Königtum der Germanen, auf Götterglauben beruhend, wurde abgelöst von der imperialen Entsprechung von himmlischer und irdischer Monarchie. Christus war fränkischen Verständnis aber nicht so sehr Heiland, sondern siegbringender Himmelskönig.
Lese- und Schreibfähigkeit war aber zu der Zeit nur dem Klerus zugänglich, war aber in diesem Prozeß der Christinasierung eine Grundvoraussetzung dafür, das sich das Christentum als Offenbarungsreligion durchsetzen konnte, denn es setzte Buchwissen voraus und benötigte es zur Verkündung der Lehre.
In der Zeit der Entstehung des Stiftes Schildesche und damit Brakes hatte die Kirche noch kein Interesse an der Einrichtung eigener Schulen. Sie bildete vorrangig nur den eigenen klerikalen Nachwuchs intensiv aus. Somit hatte der Klerus, kirchliche Würdenträger und Mönche, die beste Ausbildung in der Lese- und Schreibfähigkeit. Der Adel hingegen genoss nicht die gleiche schulische Ausbildung, denn Bildung und Erziehung unterlag beim Adel keinen festen Lehrplan. Der Adel wurde vor allem in der Übung überlieferter Gewohnheiten, wozu Fechten, Jagen, Reiten, Schwimmen, Schachspiel, Bogenschießen, Saitenspiel, Lernen von Spruchweisheiten und Verseschmieden gehörten, ausgebildet.
Ab dem 6. Jahrhundert gründete die Kirche Schulen in ihren Klöstern, die vor allem für die Ausbildung von Novizen [Kommt einer neu und will das klösterliche Leben beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht gewährt.] sorgten. Denn ein nicht lesekundiger Mensch konnte nicht Priester werden. Ein Kind wurde einem Kloster im Alter von sieben Jahren übergeben und begann direkt mit der Ausbildung zum Kleriker. Der Unterricht bestand hauptsächlich aus Grammatik, Rechnen, musikalischer Ausbildung und Liturgie.
In der Ständischen Gesellschaft des Mittelalters war nicht die Bildung entscheident, sondern zu welchem Stand man gehörte, somit inwieweit man Herrschaft über ander Menschen ausüben konnte. Die Standeszugehörigkeit war von dreierlei abhängig
- vom Stand der eigenen Eltern und
- vom Vermögen, welches man selber hatte oder die Eltern oder
- ob man erwählt war in den klerikalen Stand zu wechseln.
Es bestand also weiterhin ein Nebeneinander von volkssprachlich schriftloser, auf Gewohnheiten basierender Bildung und Erziehung einerseits, anderseits herrschte der Klerus über die fast völlig durch ihn monopolisierte Schriftwelt der Schule, der Literatur und der Liturgie.
Im Zeitraum 6. - 10. Jahrhundert, etwa zeitgleich mit der Gründung des Schildeschen Frauenstifts, gründeten sich Klosterschulen. Die mittelalterlichen Kloster- , Dom- und Stiftsschulen hatten, wie die städtischen Lateinschulen, eine Art höhere Bildung zum Ziel und waren Träger des mittelalterlichen Schulwesens.
Ursprünglich waren sie nur zur Ausbildung des geistlichen Nachwuchses gedacht, später wurden auch Laienschüler in die Klosterschulen aufgenommen. Inwieweit das Stift Schildesche eine Stiftschule unterhielt ist nicht belegbar.
Mit Etablierung von Bischofssitzen und Pfarreien entstand eine zweite, "weltliche" Säule der christlichen Kirche. Beide waren auf Unterrichtung des klerikalen Nachwuchses an Schulen aus. Neben der Einübung in das kirchliche Leben und den Glauben, das Erlernen der lateinischen Sprache als die Sprache der Kirche, Lesen und Schreiben, wurde nun auch weltliches Wissen gelehrt. Das Abschreiben und Gestalten eines Buches entwickelte sich in den "Skriptorien" der Klöster zu einem wahren Kunsthanwerk. Klöster wetteiferten miteinander in der Ausstattung ihrer Bibliotheken. Der Reichtum an Büchern war Zeichen des Ansehens und der besonderen Frömmigkeit. Die klösterlichen Schreibwerkstätten arbeiteten auch gegen Bezahlung für fremde Auftraggeber. Bis ins 13. Jahrhundert hinein war die Buchherstellung ausschließlich den Klöstern vorbehalten. Erst dann entstanden in den Städten gewerbliche Buchateliers.
Mit der Welle von Stadtgründungen im 11. Jahrhundert fand schrittweise die Erziehung und Ausbildung nicht mehr ausschließlich im Einflussbereich von Kirche und dem adligen Hofstaat statt. Die handwerkliche und berufliche Differenzierung innerhalb der Städte, ihr erwachender Reichtum durch Handel und Gewerbe begründete die Emanzipierung der Stadtbevölkerung vom Einfluss des Klerus und des Adels. Es erwachte das Verlangen nach der Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu können, Protokoll bei Ratssitzungen zu führen, Verträge und Urkunden auszustellen und Geldgeschäfte abzuwickeln, sowie Maße, Münzen und Gewichte selbst zu berechnen.
Neben den Stadtschulen konnten aber auch freie Schreib- und Rechenmeister gegen Geld ihre Lehrdienste anbieten. Sie vermittelten jedem, der bezahlte, einfache Lese- Schreib- und Rechenkünste. Auf das wachsende Bedürfnis der städtischen Bevölkerung, Lesen und Schreiben zu lernen, konnten diese flexibel reagieren.
Mit dem Zerfall der mittelalterlichen Ständeordnung veränderte sich abermals die Bildungseinrichtungen. Ein neues Welt- und Menschenbild, welches sich im Zeitalter der Renaissance entwickelte, brachte auch Veränderungen in Bildung und Erziehung mit sich. In einigen Städten bildeten sich schon im 13. Jahrhundert aus Schulen Universitäten heraus. Der Bildungsgrad der Bevölkeerung verbesserte sich im Spätmittelalter schrittweise und damit einhergehend sank die Rate der Analphabeten unter der männlichen Bevölkerung.
Manche Klosterschulen hatten neben den Schulen für die Novizen (schola interna) auch eine Schule für Laien (schola externa). Letztere findet man im frühen Mittelalter jedoch noch recht selten, so dass nur wenige, die nicht in ein Kloster eintreten wollten, in den Genuss einer kirchlichen Schulbildung kamen. Berühmte Klosterschulen waren Corvey an der Weser oder Kloster Berge b. Magdeburg. Mädchenschulen waren die absolute Ausnahme. Töchter von Adligen erhielten manchmal eine Ausbildung in Kloster- und Stiftschulen oder als angehende Nonnen.
Wie zahlreiche Texte belegen, waren manche Schulen um 1500 in einem jämmerlichen Zustand. In Schriften und Predigten rief Luther die Magistrate der Städte und die Landesfürsten dazu auf, Schulen einzurichten und zwar solche, die der breiten Masse eine Grundbildung vermitteln sollten. Zucht und Ordnung waren die obersten Gebote, Prügeln stand an der Tagesordnung. Fortan war Bildung kein Privileg mehr von Kloster- und Priesterschülern. Ganz normale Leute konnten von nun an zu Bildung kommen, Frauen natürlich ausgenommen.
Gesetzliche Bestimmungen zur Schulpflicht wurden nach der Reformation in vielen protestantischen Fürstentümern eingeführt. und finden sich in fast allen evangelischen Kirchenordnungen der Zeit (ab 1559) wieder. In der Zeit der Aufklärung von 1650 - 1800 wurde diese Entwicklung beschleunigt. Von geschichtlicher und auch für das Ausland beispielgebender Bedeutung ist die Entwicklung in Preußen, wozu bekanntermaßen Westfalen gehörte. Die Principia regulativa des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 28. September 1717 wurden für ganz Preußen durch das Generallandschulreglement Friedrichs des Großen von 1763 bestätigt.
Brakes Schulwesen
Heinz Kossiek beschreibt die Situation für Brake in der Zeit um 1750 in seinem Buch "Brake - Entwicklung eines Stadteils" so: "Der Beginn des schulischen Unterrichts in Brake liegt im dunkeln. Es ist zu vermuten, daß zunächst Pfarrer des Stiftes Schildesche die Kinder in Brake unterrichteten. Zum Aufgabengebiet gehörten Gesang, Grundbegriffe des Rechnens und das Lesen der Bibel. Hierfür mußten die Landwirte Abgaben leisten."
Bildarchiv HV Brake e.V.
Bei Robert Feldmann seiner "Zur Geschichte von Brake/Bielefeld" liest man folgende geschichtliche Wertung: "Anfänglich gehörte die Bauernschaft Brake zur Schulgemeinde Schildesche. ... Die Kinder wurden vor allem im Bibel- und Katechismuslesen unterrichtet. ... der Schulmeister mußte bei allen Leichenbegräbnissen mit seinen Schülern vorangehen und Choräle singen. ... Der Lehrer erhielt seine Bezahlung in landwirtschaftlichen Erzeugnissen. So mußte 1721 Höner zu Jerrendorf an ihn den Blutzehnten abliefern." [Frühform der Jagd- und Fischereisteuer waren diese mittelalterlichen Naturalabgaben, die teils als Tier- oder Blutzehnt an Kirche und ... . zu leisten waren.] ... "Der Unterricht dauerte im Sommer vormittags von 7 bis 10 Uhr und nachmittags von 12 bis 2 Uhr. Im Winter wurde nur vormittags von 8 bis 11 Uhr unterichtet. Oft blieben die Kinder armer Eltern zu hause, um bei den Feldarbeiten und beim Spinnen zu helfen."
Die Schulpflicht stieß zunächst in der Landbevölkerung auf Widerstand. Die in kleinbäuerlichen Betrieben notwendige Arbeitskraft der Kinder wurde erheblich wichtiger als deren Schulbildung angesehen.
Ab 1750 fand der Unterricht in einer Nebenschule der Schulgemeinde Schildesche statt. Ihr erster Lehrer hieß Wiedemann. Sein Nachfolger Lehrer Schäffer mietete sich vom Bauern Maag einen Kotten (Landwehr, Brake Nr. 52) als Wohnhaus.
Ab 1772 fand in Brake der "geordnete" Schulunterricht in dem kleinen Kotten des Colon Maag statt. Es handelte sich um eine Scheune, welche als einfacher Unterrichtsraum hergerichtet wurde.
1. Braker Schule von 1772 - 1830 - Bildarchiv HV Brake e. V.
Der Kotten befand sich bis 1962 (Abriss) an der heutigen Grafenheider Strasse.
Früheres Lehrerwohnhaus Schäffer - 1975 - Bildarchiv HV Brake e. V. (oben und unten)
Oktober 2018 - Bildarchiv HV Brake e. V.
1782 gab es bereits 67 Kinder die Unterricht erhielten. Der Lehrer erhielt pro Kind 1 Taler Jahresgehalt.
Trotz bestehen der Schulpflicht seit rund 100 Jahren kam es immer wieder vor, dass Braker Kinder dem Unterricht fernblieben, wie eine öffentliche Anzeige der Grafschaft Ravensberg vom 05.11.1828 belegt.
Das Schuleintrittsalter war auch 1828 bereits eindeutig geregelt, gleiche Quelle:
1830: Bau der ersten gemeindeeigenen Schule in Brake, nach dem vorherigen privaten Provisorium. Es war 1 Klassenraum, Stall und Lehrerwohnung..
1877/8 Anbau eines 2. Klassenraumes. Dazu gehörte noch ein Stall. In der Bombennacht im November 1944 wurde dieses Gebäude zerstört.Heinz Kossiek schrieb dazu auf Seite 81 seines Buches "Brake - Entwicklung eines Stadtteils": "Die erste gemeindeeigene Schule (später Lehrerwohnhaus Naggert, zerstört 1944) wurde im Jahr 1830 erbaut und zwar im Bereich des heutigen Paul-Husemann-Parkes Ecke Braker Strasse/Spiekeroogstrasse. Den Eingang bildete eine große Deelentür. In der linken Seite des Hauses befand sich ein Klassenzimmer, auf der rechten die Wohnung des Schulmeisters. Aus der Inschrift des Torbogens war ersichtlich, daß Jobst Henrich Wefel und Johann Peter Lindemann die Erbauer des Hauses waren. In diesem Gebäude unterrichtete bis 1877 der Lehrer Schindler. In den letzten Jahren stand ihm aus Altersgründen der Hilfslehrer Bödeker zur Seite".
Der Bau von Schulen war notwendig, um Anschluss zu halten an die Entwicklung von Industrie und internationalen Handel.
1894/95 wurde dann eine neue Schule mit zwei Klassenzimmern und einer Lehrerwohnung gebaut.
3. Schulgebäude von Brake, 1894/95 erbaut, Bildarchiv HV Brake e. V.
Seit dem 01.01.1903 wird im Deutschen Reich, Österreich und der Schweitz eine neu vereinbarte Rechtschreibung einheitlich angewendet, auf der Basis des Wörterbuches und dessen Regeln von Konrad Duden aus dem Jahr 1880. Beispielsweise fällt das übliche "th" in vielen Fällen weg. Die "ie" Schreibweise wird eingeführt. Das französische "c" wird durch "z" ersetzt. Dies hatte natürlich Auswirkungen auf den Schulbetrieb in Brake.
Am 31.01.1903 tritt ein Gesetz der gewerblichen Kinderarbeit in Deutschland in Kraft. Danach dürfen eigene Kinder bereits ab 10 Jahre alle Arbeiten, mit wenigen Ausnahmen verrichten, bei großzügiger Auslegung der Arbeitszeiten. Folge war, arbeitende Kinder waren zu müde für die Schule. Es traf wieder mal die Arbeiterkinder, wo das Familieneinkommen nicht zum Leben reichte und so die Kinder mitarbeiten mußten. Konsequenz, damit wurde noch mehr Kindern der Zugang zur höheren Bildung verschlossen. Ab 01.01.1906 wird dieses Gesetz weiter glockert, so dürfen Kinder in elterlichen Betrieben bereits ab vollendeten 9. Lebensjahr arbeiten.
Lehrerübersicht:
von - bis Lehrer Schulgebäude Wohngebäude
1750 - 1772 Lehrer Wiedemann -. - - . -
1772 - 1798 Lehrer Schäffer sen. Scheune Kotten von Maag
(als 1 Klassenzimmer hergerichtet)
1798 - 1830 Lehrer Schäffer jun. dto. dto
1830 - 1877 Lehrer Schindler 1. Braker Gemeindeschule mit Lehrerwohnung - Naggert
+ Hilfslehrer Bödeker
1877 - 1895 Lehrer Werner [Hauptlehrer bis 1885] +
Lehrer Ratert Schulneubau - 4 Klassenzimmer dto.
1885 - 1895 Hauptlehrer Nabe + dto dto.
Lehrer kastrup + Lehrer Klöne
1896 - 1925 Hauptlehrer Niederhagemann dto. dto.
1913 Bau eines 2. Schulgebäudes, Einrichtung achtklassiger Schule
1919 Umbau der 1830 erbauten Schule zur Lehrerwohnung-
1925 - 1944 Rektor Naggert 1928 Bau einer Turnhalle auf Schulgelände
1944 - 1952 Rektor Langner (nach Kriegsende)
Lehrer in Brake waren: Blase, Bangel, Lougear, Kühn, Kurth, Redecker, Sundermeier, Müller, Platzeck, Willenberg, Weise, Eckernkamp, Brinkhoff, Seliger, Danner, Kerker ...
1952 - 1963 Rektor Weißhuhn
1958 Schüleranzahl 486 bei 6.177 Einwohner
1960 Übergabe Schulerweiterungsbau für Einführung der 9. Klasse
1963 - 1979 Rektor Böllhöner, ab 1968 Leiter der Braker Hauptschule
1968 - 1976 Leiter der Braker Grundschule war Herr Franke
1976 - 1986 Leiter der Braker Grundschule war Herr Meyer,
danch Herr Zimmer
1979 folgte dem Hauptschulrektor Böllhöner Frau Dr. Hobel
Die Schule um 1800 war auch in Brake meistens mit Prügel und Gehorsam verbunden. Im Unterricht sollte den Kindern nicht nur die Grundkenntnisse in Rechnen, Schreiben und Lesen vermittelt werden, sondern auch "preußischer" Gehorsam und Drill, sowie Fleiß, Ordnung und Sauberkeit. Damals war es in den Schulen üblich, dass Lehrer die Kinder mit einem Stock oder einer Rute schlugen, um sie zum Lernen oder zum Gehorsam zu zwingen. Dies war noch bis nach 1900 so - wie Großeltern, welche um 1890 geboren wurden, ihrem Nachwuchs berichteten. Viele von ihnen kannten Gedichte, wie Schiller sein Gedicht "Die Glocke". Auch der Unterricht in Religion war damals immer noch sehr wichtig. Denn gehorsame Untertanen brauchte das zur militärischen Großmacht strebende deutsche Kaiserreich damals. Die Kinder mussten vor dem Unterricht beten und außerdem regelmäßig zum Gottesdienst gehen, nicht nur sonntags.
Im Zeitalter der Industrialisierung, also ab dem 19. Jahrhundert arbeiteten die Menschen zunehmend an Maschinen in Fabriken und die Arbeitsteilung vertiefte sich weiter. Der internationale Handel auch auf den Seewegen verstärkte sich rasant schnell, insbesondere zu den neuen deutschen Kolonien - mit den aufkommenden Dampfschiffen. Diese Entwicklung machte es erforderlich, dass mehr Schulen gegründet - werden mußten, die die Schüler auch lehrten, wie man mit den Maschinen später umgehen sollte. Diesem Erfordernis entsprechend wurden in den Schulen nun auch Sprachen wie Französisch und Englisch gelehrt, dann Naturwissenschaften wie Chemie, Biologie und Physik und auch Mathematik. Neue Schulformen bildeten sich heraus, wie
So wurde auch in Brake dringend ein weiterer Schulneubau erforderlich. Dieser wurde 1912/13 errichtet.
Anzeigen zur Vergabe von Bau- und Dienstleistungen für vorgenannten Schulneubau:
Abbildungen - Bildarchiv HV Brake e. V.
Dieser Schulneubau war um so mehr erforderlich da in Brake seit 1913 Die Achtklassenschulpflicht bestand. Das alte Schulgebäude wurde zur Lehrerwohnung umgebaut.
Schulgebäude von 1913 - Bildarchiv HV Brake e. V.
Der Amtmann von Schildesche-Jöllenbeck schrieb am 26. August 1912 an den Bielefelder Landrat:
Besonders auf dem Land mussten die Kinder damals zu Fuß zur Schule gehen. Meistens waren die Schulen so klein, dass die Schüler verschiedener Klassen in einem Raum Unterricht hatten. Außerdem war es im Winter oft schwierig zu heizen, meist gab es nur einen Holzofen im Raum, und das Holz musste von den Gemeinden den Schulen gegeben werden, was oft nicht oder nur teilweise gemacht wurde, ansonsten mussten die Kinder frieren.
Arme Kinder hatten nicht die gleichen Chancen wie Kinder reicher Eltern. Viele Kinder von armen Leuten fehlten oft beim Schulunterricht, da sie zu Hause arbeiten mussten. Damals wurden Kinder noch als billige Arbeitskräfte eingesetzt, und mussten z.B. das Vieh hüten, im Haus oder auf dem Feld helfen oder sogar in der Zeche arbeiten. Die Eltern konnten die Kinder sehr leicht vom Schulunterricht befreien lassen. Auch war die Schule nur bis zur 8. Klasse kostenlos, danach konnten arme Eltern die Schule nicht mehr bezahlen. Deswegen konnten Kinder armer Eltern keine "Reifeprüfung" (Abitur) machen und danach an der Universität studieren.
1928 wurde mit Unterstützung der Braker Vereine wurde die Turnhalle fertiggestellt.
Diese Schulbauten waren die richtigen Entscheidungen des Braker Gemeinderates, denn bereits 1930 war die Braker Einwohnerzahl auf 3.321 angewachsen, sie lebten in 495 Wohnhäusern.
Turnhalle von 1928 - Bildarchiv HV Brake e. V. - 1966
Zu späteren Schulbauten nach 1945:
Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten nicht nur am 26. November 1944 den Schulbau/Lehrerwohnhaus von 1830, sondern richtete an allen Schulgebäuden Schäden an.
Der Bürgermeister solle bezüglich der Schulgebäude und des Schulbetriebes Anträge an die zuständigen Aufsichtsbehörden stellen, daß
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die Unterrichtserteilung an den Braker Schulen grundlegend verbessert werden soll. Die 653 Kinder würden von nur 6 Lehrern/-innen und einer Schulhelferin unterrichtet. Es würden, um die vorgesehenen Planstellen zu besetzen nochmal soviel Lehrer/-innen benötigt.
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Die früheren Lehrer der Braker Schulen, welche noch nicht wieder eingestellt wurden, sollten zumindestens vorübergehend eingestellt werden, bis die Entscheidung über deren Entnazifizierung getroffen wurde. Die Entnazifizierungsentscheidungen dauerten erfahrungsgemäß sehr lange. Nach den bisherigen Erfahrungen über derartige Entscheidungen, sei damit zu rechnen, dass die Braker Lehrer wieder eingestellt werden könnten.
Ein Protokolle der Gemeindevertreterversammlung vom 09.11.1946 zu den Kriegsschäden an den Braker Schulen:
Bildarchiv HV Brake e.V.
Der damalige Rektor Naggert kam im Bombenhagel ums Leben. Nach ihm wurde die Braker Naggertstrasse benannt.
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1947: Die Einführung der Schulkinderspeisung in Brake nahmen die Gemeindevertreter freudig zur Kenntnis.
1955/6
Auszug aus der Abschlussarbeit der Klasse 8b - Schuljahr 1955/6:
Wegen wachsender Schülerzahlen (1958: 440 Schüler) und der Einführung des 9. Schuljahres im Jahr 1956 wurde am 7. Mai 1960 der Schulerweiterungsbau übergeben.
Schulhof der Grundschule Brake 1978 - Bildarchiv HV Brake e. V.
1959 hatte Brake bereits 6.177 Einwohner.
1960 Einweihung der neugebauten Grundschule an der Brakerstrasse im Schulkomplex.
Bilder aus Bildarchiv HV Brake e.V.
Schulturnhalle
Bilder aus Bildarchiv HV Brake e.V.
Ab neuem Schuljahr 1967/8 wurden 31 Kinder der Stedefreunder Oberstufe nach Brake umgeschult.
Aufgrund der Raumnot in der Volksschule ist eine Klasse in der Aula und eine weitere im Saal der evangelischen Kirche unterzubringen und die notwendigen Schulmöbel anzuschaffen,
Ab 1. August 1968 wurden die Braker Schulen getrennt geführt als Grund- und Hauptschule. Die Leitung der neugebildeten Hauptschule übernahm Rektor Bollhöner, welcher bisher schon die Gemeinschaftsschule geleitet hatte.
Bildarchiv HV Brake e.V. um 1980
Da nun zwei getrennte Schulen sich in einem Schulkomplex befanden wurden die Gebäudeteile aufgeteilt. Die Grundschule erhielt die Schulgebäude aus den Jahren 1895, 1913 und das evangelische Gemeindehaus. Die Hauptschule zog in den Schulerweiterungsbau.
Die Bevölkerung von Brake wuchs stetig. Deshalb plante der Gemeinderat von Brake bereits 1970 den Bau einer neuen Hauptschule mit Turnhalle. Standort war "Am Bohnenkamp", oberhalb der "Sieben Teiche". Dieses Gebäude beherbergt 2018 die Braker Grundschule. Bereits 1971 begann der Bau dieser zweizügigen Hauptschule und wurde nach vierjähriger Bauzeit fertiggestellt.
Die Einweihung erfolgte am 28. September 1974. Es waren 14 Klassen mit 440 Schülern. Die Schüler fanden modernste Unterrichtsbedingungen vor.
April 1988
1988, auf Antrag der SPD, wird im Gebäude der alten Schule (Ziegelbau an der Braker Straße) eine Stadtteilbücherei eingerichtet & der Bevölkerung übergeben. 2002 leider wieder geschlossen.
August 1990
alte Grundschule - Aufnahme um 1980
Mangels Schüleranmeldung, Schließung der Hauptschule am Ende des Schuljahres 1989/90 auf Anweisung des Detmolder Regierungspräsidenten. Asylbewerber werden in das neue Schulgebäude einquartiert. Im gleichen Jahr wird die Grundschule in das Hauptschulgebäude umquartiert und die Asylbewerber in das ältere Grundschulgebäude.
Schulimpressionen - Grundschulzeit
Ehemalige Hauptschulgebäude und heutige (2018) Grundschule mit Ganztagesangebot
aus BrakeAktuell Juli 2019
"Als Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit versteht sich das Kidern- und Jugendhaus Brake als Anlaufpunkt für alle Kinder und Jugendlichen im Stadtteil Brake im Alter von 6 bis 21 Jahren. Zudem sind wir auch für junge Erwachsene bis 27 Jahren vor Ort, um bei persönlichen Problemlagen und ähnlichem zu unterstützen. Wir richten unsere Arbeit nach dem SGB VIII, § 11 sowie dem Landesausführungsgesetz NRW aus. Das heißt, unsere Angebote sind niedrigschwellig, grundsätzlich kostenfrei sowie partizipativ angelegt. Gerade der Bereich der demokratischen Bildung stellt dabei einen Schwerpunkt in unserer Arbeit dar. Inklusives, transkulturelles und gendersensibles Arbeiten gehören genauso zu unseren Arbeitsschwerpunkten wie Öffentlichkeitsarbeit, sozialräumliche Vernetzung und öffentliche Sichtbarmachung von jugendkulturellen Bedarfen." - zitiert aus www.awo-jugendundfamilie-owl.de
Bildarchiv HV Brake e. V. (oben und unten)
Fitnessstudio Lady- und Allsports Brake Glückstädterstrasse 19
Fitness-Center Brake -v Bildarchiv HV Brake e. V.
- Kindergarten (Kita) der Stadt Bielfeld in Brake, Rottsiek 79
Städtischer Kindergarten im Rottsiek Bildarchiv HV Brake e. V. - unten während der Bauphase
- Kindergarten (Kita) der Stadt Bielfeld in Brake, Brakerstr. 109
Städtischer Kindergarten + Vereinshaus - Bildarchiv HV Brake e. V.
Städtischer Kindergarten + Vereinshaus hinten links, davor AWO Alt und Jung, rechts Turnhalle -
Bildarchiv HV Brake e. V.. -ehemaliger Schulkomplex von Brake
- AWO Kindertagesstätte Brake, Hackemackweg 1
AWO Kindergarten Hackemackweg - Bildarchiv HV Brake e. V.
AWO Kindergarten Hackemackweg - Bildarchiv HV Brake e. V.
- AWO Kindertagesstätte Brake, Glückstädter Straße 25 (im AWO KiJu-Haus)
Bildarchiv HV Brake e. V. - Glückstädter Straße 25
- historische Aufnahme -
Privater Kindergarten Engersche Strasse/Ecke Husumer Strasse , ehemaliger Gasthof zur Tödtheide - Bildarchiv HV Brake e. V. - 2018
- oben und unten (2x) -
Im Heimatverein Brake - Heimatstube - existieren noch viele Dokumente zu den Braker Schulen und Kindereinrichtungen aus allen Zeitperioden, welche Interessenten einsehen können.