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Früh- & Ortsgeschichte

Vorwort 

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Alte AnsichtskarteBildarchiv HV Brake e.V.


Einführung zur historischen Entwicklung von Brake:

Urkundliche Erstnennung des Ortes Brake fällt auf das Jahr 939.

Dank des Ortsheimatpflegers Heinz Kossiek und Herrn Joachim Wibbing, welche die Heimatgeschichte erforschten, konnte das "Westfalen Blatt" zu Pfingsten 1993 titeln "Älteste Urkunde über Brake entdeckt - Höfegeschichte von Brake neu bewertet". Bis zu diesem Zeitpunkt stand lediglich in der Braker Ortshauptsatzung der willkürliche Vermerk "Die Gemeinde Brake besteht seit dem Jahr 1000".

Brake liegt im heutigen Stadtteil Heepen der Stadt Bielefeld.

Man kann davon ausgehen, dass die Ortsbesiedlung im Frühmittelalter (500 bis 1050) begann oder davor. Dem Frühmittelalter voran ging die Spätantike von ca. 300 bis 600. Diese Besiedlungsperiode, bestimmt nach ihrer typischen Produktionsweise, könnte man bezeichnen als den Übergang von der Sklavenhaltergesellschaft der Antike in den Feudalismus des Mittelalters.

Im Westfalenblatt vom 23. März 1983 wurde über archälogische Ausgrabungen berichtet, wonach es "eine Wohnsiedlung aus der spätrömischen Kaiserzeit ... im äußersten Norden von Brake gegeben" haben soll. "Beiderseits der Vilsendorfer Straße gab es ungefähr im ersten Jahrhundert vor Christuseine Ansiedlung, deren Spuren beim Bau einer Gasleitung entdeckt wurden" hieß es im Bericht weiter. Ebenso wurde in den Braker Themen Nr. 42-44 - April bis Juli 1992 zur Braker Ur- und Frühgeschichte:
Die Ur- und Frühgeschichte steht in der Regel nicht im besonders hohem Maße im öffentlichen Interesse, außer bei der Entdeckung von Großsiedlungen oder historischen Schlachtfelder, wie dem bei Bramsche-Kalkriese. "Die Vorstellung vom zerstreuten Professor, der durch Grabkammern in ägyptischen Pyramiden wuselt, ist zwar weitge-         weiter in nachfolgenden Scan  >>>



Auf Foto Ulrich Jorkiewicz (33), Braker Hobbyarchäologe,
stellte in einer  Ausstellung in der Braker Stadtteilbibliothek
Fundstücke aus Brake vor. Die ältesten waren immerhin
über 10.000 Jahre alt.



Die Germanen aus längst vergangenen Tagen, welche die Braker Gegend damals besiedelten, haben mit Sicherheit anno 9 n. Chr. in der berühmten Varus- oder Hermannsschlacht [bei Bramsche-Kalkriese] siegreich gegen die römischen Legionen gekämpft.


Ursache der Erhebung der Germanenstämme gegen das Römische Imperium unter Kaiser Augustus war, dass der römische Oberbefehlshaber am Niederrhein  Publius Quintilius Varus (um 46 v. Chr. - 9 n. Chr.) versuchte mit Gewalt das römische Rec
ht bei den Germanen einzuführen und Tribute (Abgaben) einzutreiben. Er stieß aber bei den Germanenstämmen auf heftigen Widerstand, welcher in einem für die Römer verhängnisvollen Germanenaufstand gipfelte.

Anführer der Germanenstämme war Arminius (um 17 v. Chr. - 20 n. Chr.), ein Adliger aus dem Stamm der Cherusker. Ein Täuschungsmanöver der Germanen im Jahr 9 zwang Varus das römische Sommerfeldlager mit 30.000 Mann zu verlassen, um einen vorgetäuschten Aufstand niederzuschlagen. Varus zog mit seinen Heer durch den Teuteburger Wald in Richtung 
Kalkriese am Wiehengebirge. Die römischen Legionäre kamen mit dem unwegsamen Gelände nicht zurecht und wurden durch die Germanenstämme vernichtend geschlagen.

Das Herrmannsdenkmal bei Detmold im südlichen Teutoburger Wald erinnert an die Varusschlacht anno 9 n. Chr., wo die Römer durch germanische Stämme [auch aus der Braker Gegend stammend] eine herbe Niederlage erlitten. Es wurde mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer Gesamthöhe von 53,46 Metern am 16. August 1875 eingeweiht. Ort der Schlacht ist, nach neuesten archäologischen Erkenntnissen, das Wiehengebirge - 105 km vom  Denkmal entfernt. Dort gibt es auch ein archäologisches Museum mit angeschlossenem Freilichtmuseum im Bramscher Ortsteil Kalkriese am Wiehengebirge im Osnabrücker Land. 


Details zur Ortsgeschichte im Zusammenhang mit dem historischen Werdegang Deutschlands sind auf den folgenden Unterseiten dieser Homepage dargestellt.
 
In der Festschrift 2014 „1075 Jahre Hof Meyer zu Jerrendorf – 1075 Jahre Brake“ veröffentlichte der Heimatverein auch die Ortschronik. Die hier vorliegende Chronik, in digitalisierter Form, verwendet als Grundstock den Inhalt vorgenannter Festschrift. Außerdem wurden Fotos und Texte entnommen / angelehnt aus / an:
  • dem Heimatbuch "Entwicklung eines Stadteils - Brake", Heinz Kossiek, heka-Verlag 
  • der Broschüre "Zur Geschichte von Brake/Bielefeld", Robert Feldmann, Heimatverein Brake e.V. 
  • dem umfangreichem Archiv des Heimatvereins Brake.

Gleichzeitig wird der Versuch unternommen die kommunalen Ereignisse mit dem historischen Entwicklungsprozess Deutschlands b. z. w. der Region Bielefeld/Ravensberg/ Teutoburger Wald zu verknüpfen. Weil das Denken und Handeln der Gemeindebewohner immer direkt oder indirekt mit den Entwicklungsprozessen im Land und auch auf unseren blauen Planeten „Erde“ zusammen hängt. Erst recht heute, in unserer globalisierten Welt.

Frühgeschichte von Brake

9 – 939 n. Chr.

Man kann davon ausgehen, dass die Ortsbesiedlung von Brake (braches Land) im Frühmittelalter (500 bis 1050) begann oder davor. 

Die Völkerwanderung (ca. 375 bis 568) wird in diesem historischen Prozess gern als Bindeglied zwischen Spätantike und Frühmittelater benannt. Durch die Kriegerscharen anderer Völker von außerhalb des römischen Imperiums war das Römische Reich zunehmend unter Druck von außen geraten, es zerfiel allmählich. Das dies ein Prozess über Jahrhunderte war, beweist die Varus- oder Herrmannsschlacht im Jahr 9 n. Chr..

Im 5. Jahrhundert lebten die Germanen in dorfähnlichen Siedlungen, welche aus verstreut liegenden einzelnen Gehöften bestanden. Es gibt aber für Brake keinen schriftlichen Nachweis der Besiedlung in dieser Zeit. 
Das römische Heer bestand zu jener Zeit überwiegend aus germanischen Söldnern. Das Heer erhob den Germanen Odoakar 476 n. Chr. zu seinen König und setzte damit den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus ab. Das Ende des Weströmischen Reiches wird somit auf das Jahr 476 datiert. 

Es entwickelte sich aus dem Römischen Reich das Fränkische Reich. Unter dessen König Chlodwig (482 - 511) entstand ein geeintes und territorial gewachsenes Fränkisches Reich.

Weihnachten 498 taufte der Bischof Remigius von Reims in seiner Kathedrale den Frankenkönig, womit dieser zum Christentum übertrat und mit ihm all seine Untertanen. Die Germanen aus der Gegend von Brake wurden somit christianisiert, also Christen (Katholiken).

Chlodwig wollte das gut funktionierende Verwaltungssystem der Kirche für seine Zwecke nutzen. Deshalb verfügte er im Jahr 511, dass der Kirche die Oberherrschaft über ihre umfangreichen Ländereien zustehe und bestätigte die kirchliche Hierarchie auf fränkischen Boden. Die Kirche war ab da Teil des Staates. Ihr Einfluss auf den fränkischen Staat wurde durch Missionierungen östlich des Rheins allmählich weiter vergrößert. 

Fast 400 Jahre nach der Herausbildung des Fränkischen Reichs entwickelte sich das sogenannte Ostfränkische Reich. Das ostfränkische, ab 919 „deutsche“ Reich (regnum teutonicorum) bildet seit 843 einen der Nachfolgestaaten des fränkischen Großreichs Karls des Großen. Konrad I. war der 1. ostfränkische König. 

Heinrich I. (919 – 936) der in Fritzlar 919 von den sächsischen Herzögen zum König gewählt wurde, gilt als eigentlicher Begründer des Heiligen Deutschen Reiches 
(911 – 1806). 

Auf dem Reichstag in Erfurt 936 hatte König Heinrich I. seinen ältesten Sohn Otto dem sächsischen und fränkischen Herzögen und Adligen als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Noch im gleichen Jahr starb Heinrich I und Otto I wurde in der Aachener Pfalz durch den Erzbischof von Mainz zum König gekrönt. 

Am 02.02.962 wurde Otto I. durch den Papst in Rom zum Kaiser des römisch-deutschen Kaiserreiches gekrönt.

Seit 951 ist das deutsche Königtum mit der Herrschaft über Italien, seit 962 durchgehend mit dem römischen Pabsttum, seit 1033 mit der Regentschaft Burgunds verbunden. Ziel Ottos I. und seiner Nachfolger war Reich und Kirche der kaiserlichen Macht zu unterstellen.
Otto's Reichskirchenpolitik beinhaltete folgende Forderungen:

  • der Pabst erst dann geweiht werden solle, wenn er dem Kaiser die Treue schwor,
  • die kaiserlichen Rechte auch im Kirchenstaat Anerkennung finden würde,

  • somit sollte der Kaiser Herrschaft über die im Kaiserreich gelegenen Bistümer und Abteien erhalten, um diese für militärische, administrative, wirtschaftliche und kulturelle Zwecke zu nutzen.

Seit Ottos I. Kaiserkrönung 962 wird das deutsch-italienische Staatsgebiet „das Reich“ (imperium) genannt.

Die Besiedlungsgeschichte von Brake (braches Land) könnte bis in die Spätantike zurückreichen. Das lässt sich nicht belegen, weil die sächsischen Stämme, welche auch das Gebiet des Teutoburger Waldes besiedelten, bis 800 n. Chr. keine schriftlichen Überlieferungen hinterlassen haben. Später aufgeschriebene Nacherzählungen z
ufolge soll „die älteste Ansiedlung von Brake, der Hof Meier zu Jerrendorf, etwa um 600 n. Chr. im Tal des Johannisbaches gewesen sein. Dort soll sich eine Sippe der von Norden eindringenden Sachsen niedergelassen haben.“  In einer Urkunde vom 13. Mai 974 wird der Hof mit "Gerinctorp" erstmals urkundlich erwähnt. 

anno 939 n. Chr. 

Aus dem Heberegister des Stiftes Schildesche geht hervor, dass die Adelige Marswidis im Jahr 939 in Schildesche ein Frauenkloster gründete. Zum Stiftsgut gehörten acht Höfe, darunter auch die beiden Braker Höfe Pahmeyer und Meyer zu Jerrendorf.
Eingangstor aus dem Jahr 1749 zur Scheune des Hofes Meyer zu Jerrendorf   -   Bildarchiv HV Brake e.V.
Stallung des Hofes Meyer zu Jerrendorf     -   Bildarchiv HV Brake e.V.
Wohngebäude des Pahmeyer Hofes   -   Bildarchiv HV Brake e.V.


Damit gilt 939 als Braker Gründungsjahr.


In Begleitung ihres Vetters und Paderborner Domherrn Hogerus begab sich Marswidis nach Paderborn, um zu der beabsichtigten Neugründung die Erlaubnis des Bischofs Dudo (935-960) einzuholen. Sie wollte das Kloster nicht neben der alten Kirche nördlich des Baches errichten, sondern an einem besseren Ort südlich des Baches. Auch dazu erhielt sie die bischöfliche Erlaubnis. Das war im Jahr 939, im dritten Jahr der Regierung Kaiser Ottos I. und im ersten Jahr der Regierung des Papstes Stephan IV. Nach der Heimkehr bezeichnete sie den erwählten besten Platz ihres Hofes für einen Kirchbau, wahrscheinlich den Esch, durch Aufrichtung eines Kreuzes. An der Stelle des späteren Hochaltars kniete sie nieder unter Lob und Dank. 

Das Kanonissenstift der Marswidis war für adlige Jungfrauen gegründet worden. Im Unterschied zu einem Kloster ging es im Stift etwas "lockerer" zu, es herrschte dort eine weltlichere Haltung. Die Stiftsdamen, also Kanonissen, mussten aber vor Eintritt in den Stift ihre adlige Abstammung über sieben Generationen nachweisen. Allerdings konnten sie eigenen Besitz behalten, aus den Stift austreten und/oder heiraten.

940 war Baubeginn für die Stiftskirche und wurde 960 eingeweiht. Die Kirche war halb so lang wie die heutige Stiftskirche. Sie besaß eine kleinere Glocke, überdacht von einem Dachreiter. Die Kirchweihung nahm Bischof Volkmar (Folcmarius) aus Paderborn vor. 

Abbildung aus Informationsbroschüre der Stiftskirche Schildesche

Pastor Patt aus Brake beschrieb im August 1909 in seiner Predigt zur Einweihung der Braker evangelischen Kirche, und zum Zweck einer Spendensammlung für den Kirchenbau Brake sowie für den Jünglings- und Jungfrauenverein, über die Entstehungsgeschichte der evangelischen Kirche von Brake und den Kirchweg der Braker Bürger folgende Zeilen:
Abbildung aus dem Originaldruck der Schrift, Archiv Heimatverein Brake
Diese erste Stiftskirche von Schildesche, wohin die Braker zum Gottesdienst pilgerten, brannte im 12. Jahrhundsert nieder. Im Jahr 1260 wurde die heutige Stiftskirche Schildesche auf den Fundamenten der ersten Kirche im gotischen Stil errichtet, aber länger und höher wie ihr Vorläufer. 

27.09. 940 n. Chr.

940 weilte König Otto I., der Große, in Corvey (heutiges Höxter). Dahin begab sich Marswidis in Begleitung des Bischofs Dudo (Paderborn), der den König bat, das Kloster Schildesche in seinen Schutz zu nehmen. Der König übernahm die Vogtei über das Kloster und gewährte ihm auch die Wahl einer Äbtissin. Über den Grundbesitz und die Leibeigenen erhielt das Kloster dieselbe Macht wie alle anderen Klöster. 

Die Urkunde über diese Rechte wurde ausgestellt in Corvey am 27. September 940 und ausgefertigt durch den Kanzler Bruno, des Königs Bruder, den späteren Erzbischof von Köln und Herzog beider Lothringen. [Corvey war bis 1792 eine reichsunmittelbare Benediktinerabtei auf dem heutigen Stadtgebiet von Höxter in Nordrhein-Westfalen. Seit 2014 gehört die ehemalige Reichsabtei zum UNESCO-Weltkulturerbe.]

Nachdem sie das königliche Schutzprivileg erhalten hatte, setzte Marswidis alles daran, sich auch des machtvollen Schutzes eines Heiligen zu versichern. Da sie ihr Leben und Werk dem Heiligen Johannes dem Täufer anvertraut hatte, war sie fest entschlossen, eine Reliquie dieses Heiligen nach Schildesche zu holen. 
 
Ordenszeichen für Stiftsdamen mit 
Darstellung der  "Marswidis" 
 
Bildarchiv HV Brake e.V.
Der Papst händigte ihr in Rom die Reliquien aus, ließ die Frau mit großer feierlicher Pracht ihrer Wege ziehen, und er hat dieses denkwürdige Ereignis in das Hauptbuch eintragen lassen.

Der 30. Juli 960 gilt als Todestag der Marswidis. 


13.05.974 n. Chr.

Kaiser Otto II bestätigt mit einer Urkunde die Fortführung des Schutzes für das Stift Schildesche. Gleichzeitig bestätigt er einen Gütertausch. Wodurch verankert wurde, dass die Abtissin die Zehntrechte über die 8 Urhöfe erhielt, namentlich wurde der Meyer zu Jerrendorf und der Pahmeyer erwähnt.
 
1019 kam das Stift Schildesche unter den Schutz des Bischofs Meinwerk von Paderborn, damit auch die Braker Höfe.
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